Donnerstag, 8. September 2011

Am Samstag, den 10. September 2011

spazieren wir wieder für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Fällt Ihnen ein besserer Weg ein, um allen die Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten und gesellschaftlicher Teilhabe zu geben?

Ein häufiger Einwand, dem wir bei unseren Spaziergängen begegnen, lautet: "Ich arbeite aber gerne. Arbeit ist auch wichtig für den Menschen." Wieso 'aber'? Es ist doch gerade eine unter prekären Bedingungen aufgenötigte Lohnarbeit, die häufig nicht gerne geleistet wird, und zwar von Leuten, die anderweitig gerne arbeiten. Der Billiglohnsektor, sowie die diversen Maßnahmen für Arbeitslose beschäftigen viele Leute weit weg von und weit unter ihren Fähigkeiten. Arbeit und Muße sind wichtig für das menschliche Selbstverhältnis, bloße 'Beschäftigung' oder schlechte Lohnarbeit können dagegen Menschen seelisch beschädigen. Die sozialisierende Kraft auch der schlechtesten Lohnarbeit wird manchmal von Leuten bekräftigt, die für eine Arbeit, die sie gerne ausüben, geachtet und hoch bezahlt werden. Gerne würde ich zur Erkenntinsförderung Frau von der Leyen mal fünf bis zehn Jahre in der Lebensmühle sehen, in der die beinahe acht Millionen 'atypisch Beschäftigter' allzu häufig stecken. Allein, sie lebt in einer anderen Welt und hat gut herrschen und urteilen über die Menschen, die der Arbeitsmarkt, wie wir ihn haben, unglücklich macht. Dieser Arbeitsmarkt ist kein richtiger Markt, da ihm das Merkmal der freien Verhandlung über den Wert der Ware abgeht. Zuviel Nötigung, zuviel Unfreiheit ist darin.

Durch ein bedingungsloses Grundeinkommen würde diese Nötigung verschwinden. Deswegen aber sind viele dagegen, denn er herrscht das Misstrauen der 'Mittelschichten' gegenüber den 'Unterschichten'. Sarrazins Thesen hauen in diese Kerbe. Wenn die Kinder der Ärmeren meist ärmer sind, dann soll das beruhigenderweise an Bildungsferne der Eltern, ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit oder praktischer noch an ihrer genetischen Ausstattung liegen. "Denen" kann man folglich nicht trauen und muss sie zwingen.

Ein solcher Blick des Menschen auf den Menschen ist aber indiskutabel. Komisch, dass Sarrazin und seine ins social engineering vernarrten Anhänger gar nicht bemerken, dass es unanständig ist, so über andere Menschen zu reden. Jeder von ihnen würde es sich verbitten, als genetisch oder durch die Herkunft determiniertes Problem bewirtschaftet zu werden. Ich lebe in der immer noch zutiefst friedlichen Stadt Berlin im immer noch zutiefst friedlichen Stadtteil Neukölln und frage mich oft, wie es wohl für meine Nachbarn ist, immer wieder mitzukriegen, dass man ihnen nicht traut. Diejenigen, die nicht nur arbeitslos, sondern auch Türken oder Araber sind, können sich außerdem an den Plakaten von "pro Deutschland", der NPD oder der Stadtkewitz-Partei erfreuen. Man traut ihnen nicht, weil sie arbeitslos sind, und man traut ihnen nicht, weil sie Moslems sind. Ob nicht irgendwann das Misstrauen und die ganzen demütigenden Reden unseren schönen Frieden zerstören?

Warum nicht einfach den anderen Menschen vertrauen? Für ein bedingungsloses Grundeinkommen!