Mittwoch, 7. Juli 2010

Am Samstag, den 10. Juli 2010 ...

.. treffen wir uns wieder um 12 Uhr im Café Kotti am Kottbusser Tor, um für das bedingungslose Grundeinkommen zu demonspazieren (spazierend mit Passanten zu reden). Das Café Kotti befindet sich in der ersten Etage des Zentrums Kreuzberg (- das ist der seltsame Beton-Koloss, der die Adalbertstraße überspannt -).

Jeder hat ein Recht auf Nahrung, Wohnung, Bildung und einiges mehr; daher hat auch jeder ein Recht auf ein Einkommen, das die Wahrnehmung jener Rechte ermöglicht. Bevormundung durch die Arbeitsagentur ist unzumutbar und raubt manchem den letzten Nerv und den letzten Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre ein guter Beitrag zum aufrechten Gang, der sich auch sonst als gut erweisen würde. Arbeitsbedingungen, Löhne,
aber auch politische Rechte gehen den Bach runter, wenn sich kaum mehr einer engagiert. Das Grundeinkommen wäre nicht das Ende aller Politik, sondern vielleicht ein neuer Anfang. Warum regt sich kein ernstzunehmender Widerstand gegen die Demontage der sozialen Errungenschaften der Nachkriegszeit? Die einen sind zu deprimiert, die anderen zu ängstlich, die dritten finden, dass es sich um anderer Leute Probleme handelt.

Das Grundeinkommen wird es allerdings auch nur geben, wenn viele sich dafür einsetzen, und
da beisst sich die Katze in den Schwanz. Der Pessimist könnte sagen: Weder für das BGE noch für anderes reicht das Engagement. Andererseits kann man auch eine optimistische Lehre ziehen: Fürs bedingungslose Grundeinkommen zu spazieren kann auch vielleicht dem einen oder anderen helfen, sich für etwas zu engagieren. Die empfundene Stagnation verstärkt sich selbst. Der Glaube an Veränderbarkeit und Beweglichkeit allerdings auch.

Hoffnung ist vernünftig. Unvernünftig ist es dagegen, die Probleme der Gegenwart "auszusitzen" und auf demographisch bedingte Vollbeschäftigung zu warten. (Die Millionen, die bis zum Eintritt dieses hypothetischen Zustands unglücklich sind und es nicht sein müssten, werden dann gewissermassen im Namen der Zukunft verheizt. Ein solches Verhalten hat man vielen totalitären Regimes zu Recht vorgeworfen. Es zeigt sich aber: Auch ohne totalitäre Strukturen kann man einen Teil der Gesellschaft ungestraft abstrafen.)