Am kommenden Samstag, dem 5.Juli, demonstrieren bzw. demonspazieren wir wieder mindestens zu dritt durch die Stadt, um mit möglichst vielen Leuten über ein Grundeinkommen zu reden. Diesmal werden wir ab 12:00 vom Heinrichplatz in Kreuzberg zum Alexanderplatz laufen, um uns dort einer hoffentlich großen Demonstration anzuschließen, die daran erinnert, dass vor 15 Jahren das Asylrecht in seinem Kern beschädigt, ja beinahe abgeschafft wurde.
Wer will, geselle sich etwa mit Trillerpfeifen zu uns.
Die Frage, wie eine moderne Sozialpolitik beschaffen wäre, die Erwerbslose nicht als Nutzlose behandelt, hat nur auf den ersten Blick nichts mit dem Recht auf Asyl zu tun. In Wahrheit ist für eine so produktive und reiche Gesellschaft beides eine Schande: mangelnde Solidarität im Inneren und nach Außen.
Arbeitslosigkeit ist ein ganz normales Phänomen in einer normalen Marktwirtschaft. Stattdessen aber hören wir die Lüge von der Vollbeschäftigung, die nur die Schaffung eines Billiglohnsektors verbrämt, der Armut trotz Arbeit beschert. Obwohl die Maßnahmen sich mit "Hartz IV" verändert haben, ist die Grundhaltung gegenüber der Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten von derselben starrsinnigen Annahme geprägt, jene sei nur eine vorübergehende Betriebsstörung. Arbeitslosigkeit sollte und soll als existenzbedrohend empfunden werden. Einwanderer, Asylbewerber erscheinen dann zwangsläufig als Konkurrenten im Kampf um das so wichtige Gut Lohnarbeit. Auf solchem Boden wuchs die Missgunst, die jene Gesetze ermöglichten, die das bundesrepublikanische Asylrecht aushöhlten.
Das Asylrecht gehörte doch angeblich zu den aus dem Nationalsozialismus gezogenen Lehren? Es hätte auch zu den Lehren zählen können, nicht die Ängste der einen gegen die anderen auszuspielen. Es gibt wohl keine Lehren, außer der Schulbuchweisheit, die 5%-Hürde stabilisiere die Demokratie (Gähnen).
Deshalb ist es eine feine Sache, eine sozialpolitische Miniaturdemonstration in eine große Demonstration einmünden zu lassen, die an die faktische Abschaffung des Asylrechts erinnert.
Wir haben bei den ersten beiden Demonstrationen auch arme Menschen getroffen, die anderen Armen die Schuld zu schieben. Es ist etwas zu leicht, darauf zu stöhnen, die Armen seien wieder mal das Problem. Eine Unterschicht entstehen zu lassen, und dann aus deren schlechter Laune zu schließen, sie habe es verdient, Unterschicht zu sein, so weit haben wir uns hoffentlich noch nicht von einer wirklichen Demokratie in Richtung auf eine Zweidritteldemokratie entfernt.
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