Samstag, 3. Oktober 2009

Am Samstag, den 10.10.09...

... demonspazieren wir wieder für das bedingungslose Grundeinkommen. Wir treffen uns um 12 Uhr im Café Kotti am Kottbusser Tor. Das Kotti befindet sich im ersten Stock des Zentrum Kreuzberg.

In Otjivero, einem kleinen und sehr armen, von großen Ländereien weißer Farmer eingezäunten Ort in Namibia, wurde vor einiger Zeit ein Grundeinkommen eingeführt. Pro Person - ob Erwachsener oder Kind - wird monatlich ein Betrag von 100 Namibia-Dollar ausgezahlt. Das ist nicht viel, genügt aber, um die Familie satt zu bekommen und das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen. Seit der Einführung des Grundeinkommens ist die Unterernährungsrate der Kinder von 42 auf 10 Prozent gesunken, ist der Anteil der Kinder, die die Schule besuchen, auf 92 Prozent gestiegen. Zahlreiche kleine Geschäfte wurden gegründet und es zeigt sich ein Rückgang der Kriminalität. Die Arbeitslosenquote betrug vor der Einführung 70 Prozent; froh konnte sein, wer für einen Hungerlohn auf einer Farm arbeitete. Viele der Farmen sind Überbleibsel deutscher Kolonialgewalt. Der Reichtum der Farmer beruht auf der Arbeit derer, denen sie das Land raubten und über deren Faulheit sie sich nun ergehen. Namibia sollte den Deutschen neuen Lebensraum liefern. Die Menschen aus Otjivero haben darunter heute noch zu leiden. Das Grundeinkommen aber scheint Licht in die Hoffnungslosigkeit gebracht zu haben, so manche Idee konnte bereits Wirklichkeit werden - "Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe kein Bedürfnis, d.h. kein wirkliches und sich verwirklichendes Bedürfnis zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studieren, aber kein Geld dazu habe, habe keinen Beruf zum Studieren, d.h. keinen wirksamen, keinen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studieren habe, aber den Willen und das Geld, habe ich einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld - als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft herkommende allgemeine Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebensosehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrerseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt." - Das Grundeinkommen nimmt die verkehrende Macht des Geldes an, nicht, um sie wieder zu verkehren, dazu ist dann doch eine ganz und gar sozialistische Gesellschaft notwendig, aber wohl um in einer vom Geld regierten Welt dem LEBEN Geltung zu verschaffen. Was das Leben dann daraus macht, wird sich zeigen.
Die Auszahlung des Grundeinkommens an die Otjiveros ist leider nur ein Projekt, das auf ein Jahr begrenzt ist und von privaten Trägern finanziert wird. Ziel ist aber, das Grundeinkommen auf nationaler Ebene durchzusetzen, es zur staatlichen Pflicht zu machen. Im Wege steht ihm nicht nur die 20 Prozent weißer, reicher Farmer des Landes, die ihre Weltordnung gefährdet sehen, wenn der Pöbel ihnen nicht mehr zu Diensten stehen braucht, sondern auch Institutionen wie IWF und Weltbank. Wir hoffen das Beste. Möge Namibia uns den richtigen Weg weisen.

2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Ich wollte nur noch einen link schicken , den ich manchmal Leuten gebe (zum bge generell, nicht zu Namibia, Jumpolos Artikel ist meiner Meinung nach ganz hervorragend):
http://www.youtube.com/watch?v=ivm5vdvMJrE

Sascha Liebermann erklärt da sehr genau und klar, was ein Grundeinkommen soll. Selbstverständlich wär das Ziel nicht, es national, sondern, wann immer, überall durchzusetzen. Für alle Leute, die keine Lust auf Bücher haben, aber uns zugehört haben und mehr wissen wollen, könnten Filmchen dieser Art gut sein, finde ich.

Georg hat gesagt…

Für den Unterschied von Hartz4 und dem FDP-"Bürgergeld" vielleicht nützlicher link für Gespräche? Dr. Strengmann-Kuhn, Befürworter des bge von den Grünen, findet, das Bürgergeld könnte man - obwohl es KEIN Grundeinkommen ist - als Türöffner fürs bedingungslose Grundeinkommen sehen. Link: http://www.strengmann-kuhn.de/?p=1660

Im Gespräch mit eher konservativen Leuten, die zu übersehen angesichts ihrer drückenden Mehrheit ja auch nichts bringen würde...., könnte dies und das aus dem Beitrag sinnvoll sein? Auch wenn man selbst andere Meinungen hat. Mit der neuen politischen Mehrheit dürfte die Einführung eines Grundeinkommens ja wohl leider nicht leichter geworden sein...vor allem, wenn es das ist, was es sein muß - ein wirkliches, ausreichend hohes Einkommen für alle.