Freitag, 28. Oktober 2011

Am Samstag, dem 29. Oktober 2011...

...demonspazieren wir wieder durch Berlin.

Über die Gründe, siehe die letzten Einträge.

Eine Verschärfung der Finanzkrise geht einher mit Forderungen von Staaten wie Deutschland an Staaten wie Griechenland, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, den öffentlichen Dienst zu kürzen und Staatseigentum zu verkaufen. Die Lösung für finanzielle Probleme soll demnach in der Verschärfung sozialer Probleme bestehen. Deutschland hat an der negativen Außenhandelsbilanz Griechenlands gut verdient, denn viele deutsche Produkte stehen in griechischen Geschäften. Das Ziel der Politik ist dabei offensichtlich nicht ein menschenwürdiges Leben aller, sondern wirtschaftliche Abstraktionen. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters bedeutet überall eine faktische Senkung der Rente, auch in Deutschland, wo die Arbeitnehmer meist viel früher in Rente gehen. Sie können gar nicht länger arbeiten und müssen auf einen Teil ihrer Rente verzichten. Für diejenigen, die eine gute Rente haben, ist das verschmerzbar, für die anderen kaum.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen in gesetzlich garantierter Höhe, die Nahrung, Wohnen, Gesundheitsversorgung, Transport und kulturelle Teilhabe ermöglicht, würde nicht nur die Rentner aus der misslichen Lage befragen, der Spielball von an Abstraktionen ausgerichteten politischen Entscheidungen zu sein.

2 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Ich interessiere mich, nach 3 Jahren Demo, grade dafür, warum so wenige selbsternannte Linke sich fürs bedingungslose Grundeinkommen aussprechen. Wißt ihr was dazu?

Wenn man Wiglaf Droste nimmt, der bis 2006 für die schwarzgrüne taz geschrieben hat, scheinen die Hauptgegner der Menschheit (ebenso wie für die Neurechten H.Schmidt, H.Broder, Maxeiner/Miersch usw. usf.) die bis zum Kotzen seit Jahrzehnten immer neu erwähnten "Gutmenschen" zu sein. Mal was altes, da fühlt man sich gleich zuhause.
Während er sich also als Dauernörgler an Leuten, die halt Bionade trinken, vor Jahrhunderten Birkenstock-Schüchen trugen oder Schäferhunde in Bayreuth halten, gefällt, sprich, ständig gegen alle keift, die nicht seiner Vorstellung von style&coolness entsprechen, sagt er öffentlich wenig bis nichts zum bge.
Viele dieser sogenannten Linken, deren Geschäft es ist, gegen Linke zu keifen, suchen ständig nach "Signifikanten" und Zeichen, was ziehste an, wo gehste hin. Dieses immergleiche Gerede herrscht nun schon Jahrzehnte. Hölle subversiv, ne. Fein daran ist, man muß sich nie festlegen. Keifen ist einfach.

Wohnst du in Bayreuth - dann darf ich ja von Schäferhunden faseln. Hernach, denn es gibt köstliches Essen in Bayreuth, entschuldigt man sich dann fein und feist, und irgendwann sitzt man dann da, während man als Witzchen noch kurz zuvor sagte, Israel solle doch lieber Bayreuth als Beirut angreifen. (Den Witz, Bayreuth mit Beirut zu verwechseln, pflegten von Droste gehasste Bürger um 1970-80 gerne zu machen, also in den für Gutmenschenfresser ganz bösenbösen Zeiten, igittigitt.)
Solange sich erstarrte Leute wie Droste und tausende ähnlicher Keifer mehr mit Design und style als mit Politik beschäftigen, und nie was über ihre Meinung zum bedingungslosen Grundeinkommen sagen, wird eben in den Gegenden, in denen solche Leute vorkommen (Literaturhäuser, taz, Spiegel usw.) weiter wenig zum bedingungslosen Grundeinkommen gesagt werden. Droste sitzt aber nunmal vor konservativ-ironischen Leuten, die noch keine Ahnung vom bge haben. Nörgelnd indifferente Leutchen wie Harald Schmidts vor Millionenpublikum oder Drostes vor ein paar taz-LeserInnen und womöglich bionade trinkenden Literaturhaus-Besucherchen sind nicht die ganze Welt (zum Glück) - aber wenn sie das bge gelegentlich erwähnen würden, würde es bekannter.
Wer aber ständig nörgelt, will viellicht gar kein bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Denn dann würden es die "Uncoolen" ja auch kriegen. Wie uncool. Am Ende wär dann nicht mal mehr Arbeit für einen Keifer, der sich über Leute aufregt, die halt "Kreuzkölln" sagen. Vielleicht wär die Gesellschaft mit Grundeinkommen am Ende keine gute Gesellschaft für Hasser und Keifer, die sich durch ihr inhaltsarmes, ewig gleiches Geplärr besser fühlen.

Anonym hat gesagt…

Interessant zu Euerm Kommentar wäre auch, genau zu wissen, warum Gysi z.B. so vehement und dauerhaft gegen das bge ist? Er würde sonst sicher allem zustimmen, was Du/ihr über deutsche Forderungen an Griechenland und alles weitere schreibt... Was stört ihn daran, daß dann niemand mehr sehr arm wäre?

Mir ist nur langsam unklar, wie viel es zur Zeit ausmacht, was politische Parteien wollen. Ob es also wichtig wäre, wenn Gysi und die Linkspartei für ein ausreichend hohes bge wären.
In einer längst durch übermächtige Wirtschaftsinteressen geleiteten Welt könnte der starke Einfluß der Wirtschaft auf die Politik zumindest dann (Pfeifen im Wald, verzeihung, im Großstadtwald natürlich) schwinden, wenn der nächste und übernächste Zusammenbruch wie 2008 käme.

Schwieriger, weil undurchschaut, scheint es mit der gelegentlich als eine Art "unmerkbarer Mediendiktatur" wirkenden Welt zu sein. Welchen Einfluß hat gegen diese bekannten immerzu wechselnden 2-Wochen-Aufschreie, die dann verebben, Politik, die beharrlich etwas verfolgt, wie z.B. das bge? Neben den "mainstream"-Medien, die keine sozial gerechten Interessen vertreten, um es höflich zu sagen, haben sich längst die oben beschriebenen Zausel und Egomanen friedlich und dauerkeifend eingenistet. Sie ätzen hauptberuflich noch die allerletzten engagierten Leute als "uncool" weg, um ihr eigenes kleines Lichtlein, so meinen sie, riesenhaft erscheinen zu lassen. Die Folgen waren fürchterlich - gegen aufgeblasene coolness sind langfristige Ideen zu "uncool". So verschwanden sie, und die Keifer bleiben.

Leider gibt es auch unter den zur Zeit immer noch wenigen Leuten, die für bedingungsloses Grundeinkommen, Kontrolle der Wirtschaftsspekulationen usw sind, erstaunlich viele, die diese Zausel und Wegätzer kritiklos konsumieren. Manche erfreuen sich selbst daran, "hihi, die Gutmenschen, hihi".

Ich wüßt so gern, welchen Einfluß, umgeben von Wirtschaft und Medienarmseligkeit, langfristige politische Ideen haben können.

Natürlich machen wir alle einfach weiter. Occupy richtet sich noch etwas unklar gegen Wirtschaftsmacht. Aber es richtet sich immer noch niemand gegen die mediale Erstarrung, die irgendwann um 1990 begonnen hat. Gegen BILD zu sein reicht da wohl nicht? Die ätzende Häme längst arrivierter Dauernörgler, die immer die Schwachen anbellen, scheint linke Kreise viel mehr verunsichert zu haben, und das dauerhaft.

occupy scheint sich dagegen ganz gut zu wehren, in manchen Städten. Die vertreten einfach gute Forderungen, und es ist ihnen egal, ob fünfzig Egomanen genau dann drüberkeifen, sobald occupy wieder kleine Minderheit würde, so wie die taz irgendwann vor vielen Jahren allgemein gegen Montagsdemos loshämelte. Wie occupy es macht, wäre langfristig eine Möglichkeit^^ gegen eine perfide Mediendiktatur, in der es so gekommen ist, daß Leute, die sich selbst "subversiv" nennen, längst mitspielen...

Was also könnt der Gysi ändern, gesetzt den Fall, er wär für ein bedingungsloses Grundeinkommen? Nix, zur Zeit... Er würde in talgshows abgebügelt und erschiene in Bild dunkelrotgesichtig. Scheint, wir sind doch ärger in einer Mediendiktatur, als uns lieb ist?