Mittwoch, 10. November 2010

Am Samstag, dem 13. November 2010,

... treffen wir uns wieder um 12 Uhr im Café Kotti am Kottbusser Tor, um für das bedingungslose Grundeinkommen zu demonspazieren (spazierend mit Passanten zu reden). Das Café Kotti befindet sich in der ersten Etage des Zentrums Kreuzberg (jenes Betonriegels, der die Adalbertstraße überspannt.)

Der letzten Ankündigung ist nichts hinzuzufügen. Susanne Wiests Anhörung im Bundestag ist erfreulich, aber es ist noch ein weiter Weg. Zu viele, ja die meisten, lassen sich gegen die anderen, die ein Grundeinkommen bekämen, aufhetzen. Niedrige Hartz-IV-Sätze werden Niedrigverdienern schmackhaft gemacht, die Einheimischen werden gegen die Einwanderer aufgehetzt, die 'Gebildeten' gegen die 'Ungebildeten', die mit wenigen Kindern gegen die mit vielen. Bettelarme Personen haben wir bei unseren Demospaziergängen schon gegen das Grundeinkommen wettern gehört, weil es dann schließlich auch der Nachbar bekäme, der faule Sack. Gleichzeitig wird eine große Nebelmaschine mit Namen "Aufschwung" angeworfen, die auch Vollbeschäftigung in Aussicht stellt. Dass es häufig Arbeit zu schlechten Bedingungen und noch schlechteren Löhnen ist, wird dabei verschwiegen. Von Freiheit und Glück ist nicht die Rede. Alles Reden von Freiheit scheint auf das Recht zu kaufen und zu verkaufen geschrumpft. Und wer nur die eigene Haut zu verkaufen hat, der ist denkbar unfrei, mon cul.

Und es lässt sich doch hoffen, dass sich viele damit nicht abfinden werden. Für ein bedingungsloses Einkommen!

1 Kommentar:

Georg hat gesagt…

Insgesamt war das Jahr 2010 ein recht hoffnungsvolles für das bedingungslose Grundeinkommen. Trotz eines gesellschaftlichen Rückschritts (Westerwelles ekelhafte FDP-Debatte letzten Winter, die ein Versuch war, die 2/3-Gesellschaft herzuboxen; Sarrazins auf kruden Vorurteilen basierendes, von vielen Deutschen unterstütztes ausländerfeindliches Geschreibsel) wuchs die Zahl der "bge"-BefürworterInnen sehr an.

Ich finde, es muß noch mehr hervorragende Aktionen wie diese Gesprächsdemo geben. Was nämlich auffällt, sind 2 starke Strömungen unter unsren Befürwortern. Einmal gibt es die, die, in einer recht unpolitischen Zeit groß geworden, phantasieren, "online findet das Neue statt". Leute posten auf youtube und meinen, der Rest käme von selbst.... Dann gibt es Leute, wie Daniel Häni, die letztlich denken, das Grundeinkommen ließe sich realisieren, wie man ein Werbeprojekt realisiert. Optimismus, positives Denken, bisweilen durch esoterische Glaubensrichtungen inspiriert, bei facebook 40 000 "gefällt mir"-Klicks, Werbefilme drehen. Beide Positionen haben viele Leute fürs Grundeinkommen gewonnen. Aber beide scheinen stark zu unterschätzen, wie eine Gesellschaft aufgebaut ist... Man hat gewissermaßen die Politik verlernt. Ein Kongreß auf kampnagel wird als großer Erfolg gefeiert, und man übersieht, wie regressiv kampnagel in den letzten 15 Jahren war, daß dort eher eine coole, unpolitische Mitläuferszene entstanden ist, die heute über gender und Tango, morgen über Inauthentizität und fake, dann über Titos dritten Weg und halt auch mal übers Grundeinkommen "Kongresse" abhält... Es sieht so aus, als sehe man einzig die unbestreitbaren Erfolge, blende aber die Realitäten allzu oft aus.

Wir haben also einerseits große Erfolge gesehen. Andererseits ist eine Weltwirtschaftskrise gekommen und wird jetzt allerortens als "überstanden" gepriesen - und vorher wie jetzt gibt es keinen massenhaften Widerstand gegen eine gescheiterte Wirtschaftspolitik. Kurz - manche bekannten "bge"-Unterstützer - damit meine ich nicht Götz Werner^^, der so viel für uns alle erreicht hat - sind politisch selbst entweder zu konservativ bzw. heute "indifferent", oder zu naiv. Die Gesellschaft ist keine Werbebroschüre, und wir haben es nicht geschafft, den Teil der Gesellschaft zu interessieren, der in einer 2/3-Gesellschaft abgehängt werden soll.
Leute wie diese erreicht man nicht mit youtube und Werbefilmen, sondern durch tausendfach stattfindende - Gesprächsdemos, oder wenn man sich in Cafés setzt und möglichst viele BILD-LeserInnen anspricht, wie ich das seit Jahren versuche :). Alles andere ist nicht schlecht - es scheint nur zu einseitig, und es scheint nicht ausreichend zu sein?